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Mediengruppe: Romane	Interessenkreis: Gesellschaftsromane	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0	Signatur: B 1 Houe

Und so dümpelt "Karte und Gebiet" so vor sich hin, durchaus gefällig, blickt nach links und nach rechts ohne allzu große Fragen zu stellen, obduziert nur manchmal die Einsamkeit des Protagonisten Jed Martins, der Künstler ist und damit von Michel Houellebecq als Schild und Schwert für seinen bissigen Schlag gegen den Kunstmarkt verbraucht wird. Raffiniert fügt sich Houellebecq selbst als Figur in den Roman ein, sich seiner gestalterischen Macht durchaus bewusst, um das perfide Date von Kunst und Ökonomie voranzutreiben. Es ist überaus köstlich anzusehen, wie Houellebecq den fiktiven Houellebecq - unrasiert und verstiegen - in einem beinahe schon kannibalistisch anmutenden Festschmaus seinen (realen) Kritikern zum Fraß vorgewirft.

Die große Stärke des Romans liegt freilich in seiner Ziellosigkeit. Nach der Lektüre ist man prächtig amüsiert und genauso klug wie vorher. Als hätte Michel Houellebecq beim Schreiben stets ein zwinkerndes Auge gehabt.

Manche Passagen sind von solch erschreckender Einfachheit, "er hatte bisher nur beobachten können, dass sich das Dasein der Menschen um die Arbeit drehte, die den größten Teil ihres Lebens in Anspruch nahm und in Organisationen unterschiedlicher Größe verrichtet wurde"(S.100), dass man sich zu recht fragen kann, ob so eine taz-Glosse unentschuldigt bleiben darf, und wie zur Versöhnung schießt Houellebeque hinterher "nach den Jahren der Arbeit begann eine kürzere Zeit, die durch das Auftreten verschiedener Pathologien gekennzeichnet war"(S.100). Na bitte, eines Meisters würdig.

"DIE KARTE IST INTERESSANTER ALS DAS GEBIET"(S.78), und in diesem konkreten Fall lässt sich da nur zustimmen. Die Ausschmückungen des Autors und der fast liebevolle Blick auf die alltäglichen Krankheiten der Gesellschaft sind weitaus interessanter als das Gebiet, in dem er sich bewegt. Und so wird letztlich vielleicht doch noch eine große Frage gestellt.