Die Box!
Grass bleibt seinem gewohnten Sprachstil treu, wer diese Art zu schreiben mag, wird an der Box seine wahre Freude haben.
In mehreren Episoden sitzen acht Kinder (mal vollzählig mal nicht) in unterschiedlicher Konstellation an verschiedenen Orten beisammen und erzählen- oft völlig unübersichtlich, aus ihrer Kindheit.
Der Vater, der das Gespräch offenbar initiiert hat, bleibt hintergründig, erst im Lesen habe ich wirklich begriffen, dass es Grass selbst ist, der hier seinen Kindern zuhört.
Die Gespräche verlaufen kreuz und quer, oft ist nicht klar, welches der (mittlerweile erwachsenen) Kinder hier gerade einen Satz oder auch nur einen Satzfetzen in die Runde wirft.
Dies tut der Würze des Buches überraschenderweise jedoch keinen Abbruch.
Der gemeinsame Nenner, der immer wieder alles vereint ist "Die Box".
Dabei handelt es sich um einen uralten Photoapparat mit dem Marie, allgegenwärtige Freundin der Familie, in allen möglichen und unmöglichen Situationen photographiert hat. Wundersamerweise wurden Bilder perfekt, die ohne Blitz und mit einem veralteten Gerät so gar nichts hätten werden dürfen. Und was dann auf den Bildern zu sehen ist, möge der grassgeneigte Leser doch bitte bald selbst herausfinden. Es lohnt sich!
Auf autobiographische Geheimnisse wird hier niemand warten müssen.
Grass arbeitet, meiner Meinung nach, hochliterarisch, so dass viel zwischen den Zeilen zu lesen bleibt.
Mein Fazit: Es wird befremdlich sein, dieses Buch zu lesen, wenn man Grass' Schreibe nicht kennt, für alle die sie nicht mögen lohnt es sich nicht, da zuviel "Arbeit" notwendig wäre, bevor sie ihn wieder boulevardpressemäßig ausschlachten könnten.
Aber für die Leser, die seinen Schreibstil mögen, hat er ein wunderbares Buch geschrieben, in dem man die allgegenwärtigen Pilze wieder erkennt und auch sonst viel Freude haben wird.
Jahr:
2008
Verlag:
Göttingen, Steidl
Aufsätze:
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Systematik:
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ISBN:
978-3-86521-771-4
Beschreibung:
1. Aufl., 215 S.
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Mediengruppe:
Belletristik ges. We